Donnerstag, 12. August 2010

05. BJÖRN: Vampire Weekend - White Skies

Platz 05 (160 Punkte):
Vampire Weekend - White Skies

Selbst ist der Mann. Das gilt auch für Vampire Weekend. Trotz New Yorks urbanem Überangebot an Hipstern schafft es die Band, ganz ohne Management oder Label drei Touren zu organisieren und sich allmählich als Hype-Thema der Stadt zu etablieren. Dabei scheint das Quartett so uncool wie kaum ein anderes. Man trägt Lacoste-Polos, spielt Konzerte auf Mottoparties und hört am liebsten afrikanische Musik.
Das 1986er Album "Graceland" von Paul Simon gilt ebenso als musikalischer Einfluss wie die späten Talking Heads. Das Ergebnis ist ein polyrhythmischer Mix aus Afrobeat, New Wave, Punk und Indiepop, sowie stilistische Andeutungen von so ziemlich allem, was man unter dem Begriff Weltmusik versteht.
Sänger und Gitarrist Ezra Koenig und Drummer Chris Tomson spielen bereits vorher unter dem Pseudonym L'Homme Run gemeinsam trashige Hip Hop-Songs. Auf dem Campus der Columbia-Universität treffen sie auf Bassist Chris Baio und Keyboarder und Produzent Rostam Batmanglij. Letztgenannter macht 2009 mit Ra Ra Riots Wes Miles mit dem Elektro/R&B-Projekt Discovery von sich reden.
Aber zurück zur Hauptband: Koenig ist gerade dabei, mit Freunden einen Film namens "Vampire Weekend" zu drehen und mangels eigener Kreativität ist die Entscheidung schnell gefallen. Es kommt zur ersten Show vor geladenen Freunden, bei der nächsten dürfen die Freunde wiederum auch ihre Freunde mitbringen und kurz darauf sind die bespielten Klubs voll. Die New York Times berichtet bald über ein Konzert und von da an kommt der ganz große Erfolg.
Um Enttäuschungen zu vermeiden setzt sich das Quartett keine Ziele und erwartet nicht viel von der musikalischen Zukunft. Das hält die Band jedoch nicht davon ab, über ein Jahr an ihrem Debüt zu arbeiten. Da Baio nach der Fertigstellung vorerst noch durch die Lehranstalt örtlich gebunden ist, schließt sich eine ausgiebige Tour aus. Das selbstbetitelte Debüt wird vorerst zurückgehalten.
Noch vor der verzögerten Veröffentlichung über das britische Indie-Label XL Recordings hat die Band, dem Internethype sei Dank, einen Auftritt bei David Letterman im Sack und führt im The Hype Machine-Blog die Most-Searched-Kategorie an. "Cape Cod Kwassa Kwassa", ein Track in Anlehnung an einen kongolesischen Tanz der 80er, erscheint sogar noch im Vorjahr in des Rolling Stone's Liste der 100 besten Songs 2007.
Texte über Mansardendächer und Kommasetzung sind ebenso stilbildend, wie Songwidmungen an Metallica. Das Blog The Bwog trifft den Nagel auf den Kopf und lobt die Band in folgenden Worten: "Vampire Weekend ist so unhip, wie man nur unhip sein kann". Hierzulande erscheint das Debütalbum im Februar 2008, das zweite Album "Contra" folgt knapp zwei Jahre darauf im Januar 2010.
Die Euphorie des Debüts erreicht mit dem Nachfolger ganz neue Dimensionen: "Contra" steigt in den USA und Kanada auf Platz eins der Charts ein. Damit ist "Contra" das erste Album seit 1985, das es ausgehend von einem britischen Indie-Labeldeal (XL/Beggars) an die US-Billboard Charts geschafft hat. Der Hipster-Hype ist somit wohl endgültig im Mainstream gelandet.

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