Dienstag, 24. August 2010

01. AMON: The XX - Crystalized

GEWINNER: Platz 01 (179 Punkte):
The XX - Crystalized


Ältere Semester erinnern sich vielleicht noch an die Londoner Punk-Formation X-Ray Spex, ansonsten ist die Liste der mit dem Buchstaben "X" beginnenden Popular-Bands eher schmal. Bei The XX stellt sich außerdem noch die Frage der korrekten Aussprache. The "Ex Ex" sei da die einzig richtige Wahl, erfährt man aus Bandkreisen.
Alleine die Ästhetik dieser zwei aufeinander folgenden Buchstaben soll es gewesen sein, die sofort alle beeindruckt habe, behaupten Oliver Sim (Gesang, Bass), Romy Madley Croft (Gesang, Gitarre), Baria Qureshi (Keyboards, Gitarre) und Jamie Smith (Beats), die sich hinter The XX verbergen. Somit führt auch der vermeintliche Namenslink zu der weiblichen Erbinformation XX ins Leere.
Das Quartett stammt aus Putney, einem Bezirk in Südwest-London. Dass die vier dort auf eine Schule gingen, die bereits in den Lebensläufen von Hot Chip-Mitgliedern und bei William Bevan aka Burial auftaucht, ist jedoch mehr Zufall als soundtechnischer Verweis.
Die Geburtsdaten der Jungs und Mädels datieren alle um das Jahr 1990, was angesichts der offensichtlichen Nähe zu 80er New Wave zumindest verwundert. Bereits im zarten Alter von 15 bringen The XX das Selbstvertrauen auf, ihre im Proberaum zusammen geschraubten Songs vor Londoner Publikum aufzuführen.
Richtig Fahrt nimmt der XX-Dampfer aber erst 2008 auf, als auch die Hypemaschine NME die Band als Konzerttipp listet. Zu diesem Zeitpunkt ist die Band schon beim Young Turks-Label (Holy Fuck) untergekommen und grast ihr Song "Crystalised" (mit Aaliyahs "Hot Like Fire" als B-Seite) bereits hunderte Blogs und Online-Features ab.
Das Soundbild von The XX beherrschen filigrane Keyboard-Linien, die von beinahe zerbrechlichen Beats und dem Wechselgesang von Croft und Sim umhüllt werden. Diese Liebe zum Sublimen macht ihr Debütalbum "XX", das 2009 bei XL Recordings erscheint, zu einer aufsehenerregenden Veröffentlichung.
Die Tatsache, dass The XX neben Aaliyah auch den 80er Jahre-Song "Teardrop" von Womack & Womack coverten, entfacht in der Musikpresse eine heiße Diskussion um den möglichen R'n'B-Einfluss in den Soundkosmos der Band. Sample-Chef Smith, der auch das Debütalbum produzierte, tritt nebenher immer mal wieder als Remixer in Aktion (Magic Wands, "Warrior"). Auch der Ausstieg von Keyboarderin Qureshi Ende 2009 wegen Erschöpfung hält die Band nicht auf.

02. SARA: Editors - Smokers outside the hospital

Platz 02 (168 Punkte):
Editors - Smokers outside the hospital

Bisher war es immer so, dass wenn ein Künstler oder eine Band mit 2 verschiedenen Songs für den RST-Songcontest abgegeben wurden, dass einer Titel gut abschnitt, der andere nicht. In diesem Jahr ist das anders:
Die EDITORS schaffen diesmal den Sprung mit beiden Abgaben den Sprung in die Top 10 - wie gesehen mit PAPILLON auf Platz 8, mit dem älteren SMOKERS OUTSIDE THE HOSPITAL sogar fast die Spitzenposition. Meinen herzlichsten Glückwunsch dazu! Wer Informationen über die Band haben will schaut am besten unter dem Platz 8, oder auf der Bandhomepage http://www.editorsofficial.com/ .




Montag, 16. August 2010

03. MAIK: Florence And The Machine - You've got the Love

Platz 03 (166 Punkte):
Florence And The Machine - You've got the Love

Hinter dem an sich harmlosen Etikett Indiepop verbergen sich oft die interessantesten Stilmixturen. Im Fall der britischen Formation Florence And The Machine zum Beispiel eine wilde Mischung aus Soul, Folk und Punk, oder wie Frontfrau Florence Welch erklärt: "Die Musik, die Lily Allen oder Kate Bush machen würden, wären sie, eingesperrt in einen Käfig voller Schlangen, im Keller eines Beerdigungsinstituts in Louisiana aufgewachsen."
Ganz so schlimm verläuft Welchs Kindheit jedoch nicht. Die 1987 in London geborene Sängerin und Songwriterin wächst als Tochter eines Werbefachmanns und einer Kunsthistorikerin auf. Bis heute sieht sie in der bildenden Kunst eine wichtige Inspirationsquelle. Darüber hinaus bereitet allerlei Alltägliches den Nährboden für ihre bildreichen, oft makaberen Texte. Um ihre Lyrik wirkungsvoll in Szene zu setzen, schart die Chanteuse ihre Begleitband The Machine um sich. Die Gruppe tritt in wechselnder Besetzung auf, zum Kernteam gehören allerdings Robert Ackroyd (Gitarre), Christopher Lloyd Hayden (Schlagzeug), Isabella Summers (Keyboards) und Tom Monger (Harfe).
Über den wuchtigen Klangfundamenten der Truppe thront versiert und energisch Welchs Stimme. Die beeindruckt bereits in frühen Kindertagen im Kreis der Verwandtschaft, wenn die kleine Florence bei Hochzeiten wie Beerdigungen singt. Außerdem tanzt sie leidenschaftlich gerne auf der Plattentruhe ihres Vaters. Darin befinden sich Alben von The Smiths und Velvet Underground. Ihre Mutter sorgt mit Tom Jones und den Monkees für die nötige Abwechslung.
Mit elf Jahren nimmt Welch ihre ersten Gesangsstunden. Die Jungmusikerin übt italienische Arien und Soul-Nummern von Dusty Springfield. "Es war eine eigenartige Mischung und ich denke, von ihr habe ich meine große Bandbreite", erinnert sie sich. Zudem steht sie auf die White Stripes und Kate Bush. Angeregt von dem bunten Durcheinander komponiert die Nachwuchskünstlerin schon bald eigene Stücke.
Im fortgeschrittenen Teenager-Alter verpflichtet sich die Songschreiberin ganz der Punk-Bewegung. Entsprechend gestylt begibt sie sich auf zahlreiche Konzerte angesagter Genre-Bands: Ihre Helden heißen Green Day und Nirvana. Mit The Toxic Cockroaches sammelt die Jungmusikerin erste Banderfahrung. Nach einer eher mäßig erfolgreichen Schullaufbahn beginnt Welch ein Kunststudium am Londoner Camberwell College Of Art. Dort besucht sie die Gigs einiger College-Bands. Das verstärkt ihre Vorliebe für verrückte Outfits und theatralische Bühnenshows noch weiter.
2006 kommt es schließlich zu einer schwerwiegenden Begegnung: Auf der Toilette eines Londoner Clubs trifft die betrunkene Florence Welch auf Mairead Nash, eine Hälfte des DJ-Duos Queens Of Noize. Welch wittert die große Chance und gibt ihrem erstaunten Gegenüber einen Song der Blues-Legende Etta James zum Besten. Die DJ ist begeistert. Sie lässt sich nicht lange bitten und übernimmt bereitwillig das Management der aufstrebenden Musikerin. Florence bricht ihr Studium ab und macht sich ans Debütalbum. Einen ersten Eindruck der Platte vermitteln die Singles "Kiss With A Fist" und "Dog Days Are Over" - die Tracks schlagen bei Kritikern und Trendscouts ein wie eine Bombe. Umjubelte Liveshows tun ihr Übriges.
Noch bevor der Erstling "Lungs" im Juli 2009 erscheint, erhalten Florence und ihre Machine die wirksame Unterstützung der BBC. Dank der Promo dieser Institution kann sich die Formation über Zusagen der renommierten Festivals Glastonbury und Reading and Leeds freuen. Zudem spielt sie im Vorprogramm solch angesehener Kollegen wie MGMT oder Blur und ist Teil der NME Awards Tour 2009, die zusätzlich White Lies, Friendly Fires und Glasvegas featured. Im Februar 2009 gewinnt Welch den Critics' Choice Award der Brit Awards, eine Auszeichnung für Newcomer, die noch kein Album veröffentlicht haben.
Bei all dem Zuspruch wundert es nicht, dass Florence Welch sehr zufrieden auf ihr gegenwärtiges Leben blickt. "Ich habe meinen idealen Job", erzählt sie. "Mir gefällt das Singen, mir gefällt das Tanzen, mir gefällt es, Trommeln zu schlagen und mich verrückt anzuziehen, und jemand bezahlt mich dafür - es ist unglaublich." Dog days are over for now ...

Freitag, 13. August 2010

04. PASCAL: Bosse vs. Frida - Sommerlang

Platz 4 (164 Punkte):
Bosse vs. Frida - Sommerlang

Unser mit Abstand jüngste Mitspieler erreicht in diesem Jahr einen fulminanten 4. Platz:
Poprock aus Braunschweig - das konnte, das musste schief gehen. Nicht nur für Axel Bosse selbst kann das Gras gar nicht schnell genug wachsen über seine Ex-Band Hyperchild. Jugendsünden wie das "Wonderful Life"-Cover, mit dem die Erstband zweifelhaften Ruhm erlangt, sollen hier nicht Thema sein. Stattdessen richtet sich der Scheinwerfer auf Herrn Bosse in solo und sein gleich benanntes Deutschrock-Ding.
Wobei das Debütalbum "Kamikazeherz" ziemlich viel Licht schluckt, so dass es schon Halogen und einige tausend Watt sein dürfen. Gute-Laune-Musik machen schließlich schon genug andere, weswegen Axel sich in weiten Teilen auf Gesellschaftskritik verlegt. Bei ihm explodieren Herzen, während Stadtastronauten über Müllkippen hinweg jagen. Frische impulsive Lyrics, die wohl tun in der Flut der mediokren Deutschsing-Acts.
Die musikalische Backing-Band besteht übrigens aus Uncle Ho- und Heyday-Mitgliedern, rockt also recht brettig daher. Bosse bleibt dennoch stets im (erweiterten) Poprahmen. Die Fehlfarben zitiert er, und auch ein fiependes Duett mit Paulas Elke Brauweiler findet sich auf der Platte.
Entstanden sind die abwechslungsreichen Songs zwischen New Wave, Grunge und epischem Rock unter der Sonne Valencias. Dort gönnte sich der heute in Berlin lebende Romantiker eine ausgiebige Pause nach dem Aus der Jugendband, ließ die Seele sprichwörtlich baumeln und sammelte Ideen für ein Soloprojekt. Zurück in hiesigen Gefilden geht er mit Guano Apes-Produzent Wolfgang Stach ins Studio und verewigt sich mal eben mit einem Dutzend Stücke. Ganz ohne Druck.
Die rebellische erste Single "Kraft" ist das Resultat. Bosse ergattert vom Start weg Spitzenplätze in den Playlisten von 1Live und Radio Fritz - Capitol erkennt Axels Potenzial zuerst und nimmt ihn unter Vertrag. Die Single kommt wenig später auch in die Plattenläden der Republik. Bosse geht mit Such A Surge auf Tour, und wieder passiert alles ganz schnell: Gerade noch von den begeisterten Fans per Zugabe verabschiedet, verpasst der gebürtige Berliner seinen Songs den letzten Feinschliff, und im April geht "Kamikazeherz" in die CD-Presse.
Ob Bosses Luft länger vorhält als die Deutschrockwelle? Tief durchatmen und sich erholen kann er vorerst vergessen. Das sieht das Label ganz ähnlich und veröffentlicht schon wenig später "Guten Morgen Spinner". Wieder erzählt der Neuhamburger Geschichten aus dem Alltag, von Sehnsüchten und Verlierern, dem kleinen Glück zwischen Gartenzwergen und dem großen Gefühl des Aufbruchs.
Und dann kommt sie doch, eine lange Atempause. Zweieinhalb Jahre braucht Bosse um endgültig zu sich selbst zu finden. Er trennt sich von seinem Label EMI, bastelt an neuen Songs, komponiert für Kollegen wie Kim Frank und betätigt sich als Produzent. Inspiration findet er auf zahlreichen Reisen. Der umtriebige Künstler pendelt zwischen Hamburg und der Türkei, wo seine Frau, eine erfolgreiche Schauspielerin, und die Tochter leben. In Unplugged-Konzerten lernt er die Reduktion des Klangkostüms zu schätzen.
So nistet sich der Musiker einige Zeit später im Wohnzimmer des renommierten Produzenten Jochen Naaf ein, der schon PeterLicht und Polarkreis 18 mit einem Spannenden Sound ausstattete. Gemeinsam werkeln sie am dritten Album. "Taxi" soll vor allem Mut machen, jenseits sämtlicher Klischees und Sparten, erklärt der Songwriter.

Donnerstag, 12. August 2010

05. BJÖRN: Vampire Weekend - White Skies

Platz 05 (160 Punkte):
Vampire Weekend - White Skies

Selbst ist der Mann. Das gilt auch für Vampire Weekend. Trotz New Yorks urbanem Überangebot an Hipstern schafft es die Band, ganz ohne Management oder Label drei Touren zu organisieren und sich allmählich als Hype-Thema der Stadt zu etablieren. Dabei scheint das Quartett so uncool wie kaum ein anderes. Man trägt Lacoste-Polos, spielt Konzerte auf Mottoparties und hört am liebsten afrikanische Musik.
Das 1986er Album "Graceland" von Paul Simon gilt ebenso als musikalischer Einfluss wie die späten Talking Heads. Das Ergebnis ist ein polyrhythmischer Mix aus Afrobeat, New Wave, Punk und Indiepop, sowie stilistische Andeutungen von so ziemlich allem, was man unter dem Begriff Weltmusik versteht.
Sänger und Gitarrist Ezra Koenig und Drummer Chris Tomson spielen bereits vorher unter dem Pseudonym L'Homme Run gemeinsam trashige Hip Hop-Songs. Auf dem Campus der Columbia-Universität treffen sie auf Bassist Chris Baio und Keyboarder und Produzent Rostam Batmanglij. Letztgenannter macht 2009 mit Ra Ra Riots Wes Miles mit dem Elektro/R&B-Projekt Discovery von sich reden.
Aber zurück zur Hauptband: Koenig ist gerade dabei, mit Freunden einen Film namens "Vampire Weekend" zu drehen und mangels eigener Kreativität ist die Entscheidung schnell gefallen. Es kommt zur ersten Show vor geladenen Freunden, bei der nächsten dürfen die Freunde wiederum auch ihre Freunde mitbringen und kurz darauf sind die bespielten Klubs voll. Die New York Times berichtet bald über ein Konzert und von da an kommt der ganz große Erfolg.
Um Enttäuschungen zu vermeiden setzt sich das Quartett keine Ziele und erwartet nicht viel von der musikalischen Zukunft. Das hält die Band jedoch nicht davon ab, über ein Jahr an ihrem Debüt zu arbeiten. Da Baio nach der Fertigstellung vorerst noch durch die Lehranstalt örtlich gebunden ist, schließt sich eine ausgiebige Tour aus. Das selbstbetitelte Debüt wird vorerst zurückgehalten.
Noch vor der verzögerten Veröffentlichung über das britische Indie-Label XL Recordings hat die Band, dem Internethype sei Dank, einen Auftritt bei David Letterman im Sack und führt im The Hype Machine-Blog die Most-Searched-Kategorie an. "Cape Cod Kwassa Kwassa", ein Track in Anlehnung an einen kongolesischen Tanz der 80er, erscheint sogar noch im Vorjahr in des Rolling Stone's Liste der 100 besten Songs 2007.
Texte über Mansardendächer und Kommasetzung sind ebenso stilbildend, wie Songwidmungen an Metallica. Das Blog The Bwog trifft den Nagel auf den Kopf und lobt die Band in folgenden Worten: "Vampire Weekend ist so unhip, wie man nur unhip sein kann". Hierzulande erscheint das Debütalbum im Februar 2008, das zweite Album "Contra" folgt knapp zwei Jahre darauf im Januar 2010.
Die Euphorie des Debüts erreicht mit dem Nachfolger ganz neue Dimensionen: "Contra" steigt in den USA und Kanada auf Platz eins der Charts ein. Damit ist "Contra" das erste Album seit 1985, das es ausgehend von einem britischen Indie-Labeldeal (XL/Beggars) an die US-Billboard Charts geschafft hat. Der Hipster-Hype ist somit wohl endgültig im Mainstream gelandet.

Dienstag, 10. August 2010

06. MELANIE: Joshua Radin - One Of Those Days

Platz 06 (147 Punkte):
Joshua Radin - One Of Those Days


Vielseitigkeit zeichnet den am 14. Juni 1974 in Shaker Heights, Cleveland, Ohio geborenen Künstler Joshua Radin aus. Er ist gleichzeitig als Komponist, Sänger/Musiker und Autor tätig. Zufälle bestimmen oft ein ganzes Leben. In Radins Fall ist es die Freundschaft mit dem späteren Schauspieler und Regisseur Zach Braff, den er während ihrer gemeinsamen Zeit an der Northwestern University kennenlernt.
Nach Beendigung des Studiums ist Radin als Kunstlehrer tätig, steht aber weiterhin in Kontakt mit Braff, der einen gänzlich anderen Lebensweg einschlägt. Er dreht 2003 seinen ersten Kinofilm "Garden State" und fragt den alten Weggefährten, ob er Interesse an einer kleinen Rolle hätte. Joshua sagt zu und beginnt danach, seinen eigentlich klassisch vorgeplanten Lebensentwurf zu überdenken. Von jeher übt er sich im Gitarrespielen und Songschreiben, und findet damit Gehör bei Zach.
Der spielt seit 2001 in der erfolgreichen TV-Serie "Scrubs" die Hauptrolle, und so bekommt Radin die Chance, 2004 seinen Song "Winter" als Soundtrack beizusteuern. Die Reaktionen auf die Nummer sind positiv. Im selben Jahr erscheint mit "First Between 3rd And 4th" die Debüt-EP mit sechs Tracks. Fortan ist der Sänger eine gefragte Größe für TV-Tracks. Selbst eingespielte Kompositionen von ihm sind in Serien wie "Greys Anatomy" oder "One Tree Hill" zu hören.
Einen weiteren Karriere-Schritt markiert die erneute Zusammenarbeit mit Zach Braff für dessen Film "The Last Kiss", bei dem er auf dem Soundtrack in Erscheinung tritt. Es bleibt nicht nur bei Arbeiten für seinen alten Freund. Joshuas Sound kommt an in Hollywood, und seine Titel unterlegen weitere Streifen wie "Closer" und "Catch And Release". Einladungen zu bekannten TV-Shows häufen sich, darunter auch US-Fernsehgröße Conan O'Brien. 2006 folgt dann das erste komplette Studio-Album unter dem Titel "We Were Here".
Mit seiner ganz eigenen Mixtur aus Folk und Singer/Songwriter-Elementen erntet er Lob bei Kritikern und Publikum. Es sind leise Lieder, für die Radin selbst den Begriff Whisper Rock verwendet. Nach Streitigkeiten um die Chartskompatibilität seiner weiteren Arbeiten kauft er sich selbst aus seinem Vertrag heraus. 2008 erscheint der Zweitling "Simple Times" bei einem Independent-Label. Als persönliche Einflüsse nennt Joshua Radin Musiker wie Cat Stevens, Paul Simon sowie Bob Dylan.



Freitag, 6. August 2010

07. MARCO: The Sweet Serenades - Die Young

Platz 07 (143 Punkte):
THE SWEET SERENADES feat. KAROLINA KORNSTAD - DIE YOUNG


Es bleibt ein Mysterium, wie schwedische Menschen es schaffen, selbst in scheinbar durchgeschwitzten Holzfällerhemden stylish auszusehen. Der unbedingte Wille zur Pose? Ach nein, wir spielen doch nur mit dem Naturburschen-Klischee, würde das Duo Sweet Serenades auf derlei Unterstellungen lächelnd entgegnen. Tatsächlich wohnen The Sweet Serenades in Stockholm, pflegen privat einen anderen Modegeschmack und machen Musik, die stilistisch irgendwo zwischen ihren Landsleuten Peter, Björn & John und den Shout Out Louds Platz findet. “Wir jonglieren eben gerne mit Pop-Versatzstücken zwischen beatlesken Popharmonien, angehippten Low-fi-Country und entspanntem Spät-Blumenkindertum. Und pfeifen uns eins dazu. Wir nehmen uns selbst nicht zu ernst, wir flanieren, statt zu marschieren und treiben unseren ironischen, entspannten Schabernack. Hauptsache tanzbar! Hauptsache, dass sich beim Hören ein Lächeln ins Gesicht stiehlt und die Füße leichtfüßig-rhythmisch dazu steppen! Bloß nicht alles so ernst nehmen!“
Martin Nordvall und Mathias Närlund spielen auf ihrem Debüt »BALCONY CIGARETTES« mit allen Klischees, die die Popsong-Geschichte hergibt, von der zickigen Superfrau bis zum eleganten Crooner-Stereotyp. Lassen lässig Zitate fallen. Und können, wie die Beatles, nicht ohne ein wenig Hilfe von ihren Freunden leben. Karolina Kornstad von Club 8 gibt die süßstimmige Muse, wenn es richtig ans bittertränige Herzweh geht, setzt den Kontrapunkt zum augenzwinkernden Rauhbeintum der beiden Hauptmasterminds. Das ist alles nicht tiefgründig, dass ist alles nicht ernsthaft, aber hey: Darum geht es hier auch nicht. Popmusik befreit durch Spaßhaben. The Sweet Serenades haben das perfekt verstanden.



Donnerstag, 5. August 2010

8. PIET: Editors - Papillon

Platz 8 (142 Punkte):
EDITORS - PAPILLON


Referenzen und Vergleiche dominieren so ziemlich jeden Artikel über die Editors, als im Sommer 2005 deren Debütalbum "The Back Room" erscheint. Zu offensichtlich bezieht sich das Quartett aus Birmingham auf große alte Wave-Recken: Joy Division, Echo & The Bunnymen, Psychedelic Furs, Bauhaus. Und erinnert dabei auch an Zeitgenossen wie The Bravery und vor allem: Interpol. Der Vorwurf des Kopistentums ist da leicht bei der Hand, doch wer die eindringlichen Liveauftritte Tom Smiths kennt, wird diesen Verdacht beherzt beiseite wischen. Die vier Buben vom Lande, Tom Smith (Gesang, Gitarre), Chris Urbanowicz (Gitarre), Russell Leetch (Bass) und Ed Lay (Schlagzeug), treffen sich 2001 während ihres Studiums im mittelenglischen Stafford. Ihre Band gründen sie 2003, machen noch brav den Uni-Abschluss und ziehen dann nach Birmingham, die nächstgrößere Stadt und Heimat von UB40 und Slade. So weit, so Un-Rock'n'Roll. Doch der Sound der Editors passt in die Zeit. Die großen Plattenfirmen schicken, aufgeschreckt durch den Erfolg Franz Ferdinands, ihre Vertreter aufs flache Land, um hoffnungsvolle Gitarrenbands zu signen. Auch die Editors erhalten Angebote, entscheiden sich aber schließlich für ein Indie-Label: Kitchenware Records, ehemalige Heimat von Prefab Sprout, haben zwar seit zehn Jahren keine Platte mehr veröffentlicht, bieten der Band aber wohl die interessantesten Perspektiven und das meiste Mitbestimmungsrecht. Mit dem Produzenten Jim Abbiss (Björk, Placebo, DJ Shadow, Kasabian) nehmen die Editors Anfang 2005 ihr erstes Album auf. Die Vorab-Singles "Bullets" und "Munich" sind schnell ausverkauft, letztere erreicht sogar Platz 22 der UK-Charts. Das Debütalbum erscheint im Juli desselben Jahres und verhilft der Band auch in Rest-Europa zu Beachtung in Indie-Kreisen.
Im Sommer 2007 legen Editors mit "An End Has A Start" ihr zweites Album nach. Thematisch bewegen sich die Jungs rund um Smith in düsteren Gefilden. Tod, Krankheit und Verlust dominieren textlich das Album. Die Band bleibt dabei ihrem interpoligen New-Wave treu. Tom Smith fasst das Album mit den Worten "We try to touch on death in a positive way" zusammen. 2009 erschien schließlich das Album "In this Light and on this Evening" mit der Hitsingle "Papillon" und zugehörigem Video, auf dem die Editors musikalisch gesehen neue Wege einschlugen: Sie sind jetzt noch düsterer, verpacken ihren hallenden Gesang in monströsen Synthietürmen, stellen die Gitarren in den Hintergrund. Und als ob das nicht schon genug der Veränderung wäre, geht besagtes "Papillon" als einer de mitreißendsten Discohits des Herbstes durch.

Dienstag, 3. August 2010

9. INGO: The Maccabees - No Kind Words

Platz 9 (141 Punkte):
THE MACCABEES - NO KIND WORDS


Die Geschichte von The Maccabees beginnt unspektakulär. Fünf junge Burschen wachsen in derselben Gegend auf und laufen sich so mehr oder weniger zwangsläufig über den Weg. Dies geschieht in South London und die Jungs heißen Orlando Weeks (Gesang), Hugo White (Gitarre), Felix White (Gitarre), Rupert Jarvi (Bass) und Robert Dylan Thomas (Schlagzeug). Orlando und Robert sind bereits gut befreundet und hängen des Öfteren in Orlandos Zimmer ab, um sich diverse TV-Shows anzusehen und nebenbei Songs zu schreiben. Es folgen Rupert und Hugo. Felix spielt zu dieser Zeit noch mit Jack Penate in dessen Band Jack's Basement. Nach der Auflösung stößt er zur neu gegründeten Band. Und wie kommt man nun auf diesen Bandnamen? Ganz einfach. Man nehme die Bibel zur Hand und blättere so lange, bis man auf die Stelle mit den Makkabäern (Maccabees) trifft, jüdische Freiheitskämpfer, die einst gegen die Unterdrückung durch die Seleukiden kämpften. Bald stehen die ersten Auftritte an. Dabei gehen The Maccabees ziemlich ehrgeizig ans Werk. Gleich zu Beginn nehmen sie an einem Bandwettbewerb teil und erreichen einen zweiten Platz. Blöd nur, dass die fünf Jungs fest mit dem Sieg rechnen und vor lauter Enttäuschung nicht mal ihren Preis abholen. Dafür veröffentlicht Promise Records mit "X-Ray" die erste Single. Der Song bekommt Airplay auf XFM, und kurze Zeit später finden sich The Maccabees auf der Bühne als Vorband der Arctic Monkeys wieder. Und spätestens mit dem Zweitling “Wall Of Arms“ aus dem letzten Jahr, auf dem auch das treibende “No Kind Words“ zu finden ist, wird klar, dass man mit den Süd-Londonern rechnen darf.


Sonntag, 1. August 2010

10. OLIVER: Foals - Spanish Sahara

DIE TOP 10 SIND ERREICHT - und so gehts munter und mit neuem Design weiter:

Platz 10 (133 Punkte):
FOALS - SPANISH SAHARA

In England wird mit Hypes bekanntermaßen nicht gegeizt, was die Foals ("Fohlen") angeht, sind diese aber ausnahmsweise berechtigt, wenn nicht gar Pflicht! Auch wenn Keyboarder Edwin Congreave das eher kritisch sieht: "Hype is like a fever. It makes you feel ill", so der Brite im Interview. Über die entsprechende mediale Starthilfe war er insgeheim sicher doch nicht all zu unglücklich. Schließlich hat das ja auch so seine Vorteile, wenn die Kids nach Lektüre des Lieblings-Musik-Mags in die Plattenläden stürmen und gleich die Scheibe der neuen Überflieger-Band 2008 kaufen. Yannis Philippakis (Gesang, Gitarre) und Jack Bevan (Schlagzeug) sammeln schon als Kinder erste musikalische Erfahrungen. Bevor man unter Regie des ehemaligen Mitglieds und Youthmovies-Frontmanns Andrew Mears 2005 Foals ins Leben ruft, spielen Philippakis und Bevan bei The Edmund Fitzgerald. Die Band löst sich jedoch auf, als alles zu ernst wird und man den Spaß am Musikmachen verliert. Frisch und munter geht es dann gemeinsam mit Jimmy Smith (Gitarre, Keyboard) und Walter Gervers (Bass) in Oxford ans Werk. Smith kennt Gervers aus Schulzeiten und spielt zusammen mit ihm in der Lokalgruppe Face Meets Grill. Zunächst drücken die Jungs noch fleißig die Uni-Bank, doch nur Smith schließt das Studium der Geografie ab, alle anderen hören vorzeitig auf, als man bei Transgressive unterschreibt, und widmen sich lieber voll und ganz der Musikerkarriere.
Begründer Andrew Mears steigt schon bald aus, um sich stärker um Youthmovies anstehendes Album "Good Nature" kümmern zu können. Für ihn kommt Edwin Congreave (Keyboard, Saxophon), den Philippakis in einer Oxforder Bar kennenlernt und das Line-Up ist komplett.
Ihr musikalischer Mix aus Pop, Minimal Techno und Rock, wahlweise als Math-Rock, Dance-Punk oder Art-Rock bezeichnet, lässt diverse Einflüsse erkennen, hauptsächlich aber den des US-amerikanischen Minimal Music-Komponisten und -Pioniers Steve Reich. Außerdem hört Sänger Philippakis auch gerne Mal Radiohead und ist bekennender Sweep The Leg Johnny-Fan. All das behält man im Hinterkopf und macht sich eifrig ans Songschreiben.
Bald finden Foals ein erstes Label. Doch schon kurz nachdem Try Harder Records (Blood Red Shoes, Blanket, Youtmovies) die Single "Try This on Your Piano" herausbringt, wechselt das Quintett und signt bei Transgressive Records (The Young Knives, Polytechnic, Regina Spektor), die ihre Platten fortan auf dem europäischen und Sub Pop Records (Nirvana, The Smashing Pumpkins, The White Stripes), die diese auf dem amerikanischen Markt releasen. Ein erster Live-Sampler ("Foals Live") steht im März 2007 in den Läden. Danach tourt man unermüdlich durchs UK, unter anderem gemeinsam mit The Cribs im Vorprogramm von niemand geringerem als Bloc Party. Zwischendurch erscheinen einige Singles ("Hummer", "Mathletics"). Ende des Jahres werden dann weitere Konzerte gespielt und man tritt so beispielsweise mit New Young Pony Club und Liars auf. Zwischendurch erscheint die Band in diversen britischen Fernsehsendungen und vergrößert kontinuierlich den Bekanntheitsgrad. Tennisliebhaber Philippakis gastiert so zum Beispiel im Comedy-Musik-Quiz Never Mind The Buzzcocks. Und auch die anderen Mitglieder treibt es vor die Kamera, etwa für einen Auftritt in The Culture Show. Ende März 2008 steht das gefeierte Debüt-Album in den Läden, für das zunächst Produzent David Sitek (TV On The Radio) zu Rate gezogen wird. Doch der finale Mix taugt dem Fünfer nicht – Sitek benutzt zu viel Hall-Effekte – und so entscheidet man sich, alles noch mal neu abzumischen. Im Zuge der Debüt-Veröffentlichung geht es abermals auf eine Tour, die Foals auch nach Deutschland bringt und den hiesigen Fans Einblick in die exzellenten Live-Qualitäten der Briten gewährt.
Anstatt dass Foals nun aber den Disco-Punk-Art-Math-Rock ihres Erstlings (oder wie auch immer man ihren Stil nennen will, Shouts und nervöse Gitarren in den höchsten Tonlagen inklusive) noch verzwirbelter, vertrackter, sprich: schräger gestalten, bleibt davon auf ihrem Zweitling praktisch nichts übrig. Foals schalten auf dem 2010 erschienen "Total Life Forever" einen Gang runter, entdecken den Song, widmen sich Emotionen und großen Melodien, was man unter anderem an der ersten Single "Spanish Sahara" schon merken kann.